„In Augenkontakt mit den Dingen sein, für die ich Wörter zu sammeln versuche.“
Christoph Wilhelm Aigner
"Die Krähe
fürchtet die Krähe nicht
aber der Mensch
ist des Menschen
bangste Begegnung."
Hilde Domin
Das Gewicht der Sekunden (26.03.2024)
Die Leere,
wenn sich der Schatten offenbart,
verschlingt das Universum
und der Fleck auf der Weste
wird zum Zentrum der Sekunden.
Abkehr der Farben (24.03.2024)
Auf den Windungen der Imagination
trampeln sie kreuz und quer unaufhörlich
wie in überfüllten Einkaufsstraßen.
Die Antworten tanzen auf der Zunge,
drehen sich im Hohn wieder und wieder
und hinter der Leinwand explodieren die Bilder,
bevor die Farben ihre Bedeutung entfalten.
Wird die Stille jemals wiederkehren?
Resümee (23.03.2024)
oder der etwas andere Frühling
In den Fasern eines ausgehungerten Körpers
durchbrechen die zarten Spitzen der Erneuerung
das Erdreich, greifen nach dem Licht,
welches unaufhörlich Tag für Tag
der Dunkelheit ihren Platz streitig macht.
Aus tausend Quellen bricht der Hoffnungsstrom,
bahnt sich seinen Weg durch die Kälte ins Zentrum,
um den Kern der Existenz zu befreien,
vom Staub einseitiger Realitäten.
Doch das Licht ist künstlich, ohne Seele,
und so fehlt der Baustein zur Entfaltung.
Und die Kraft und die Wildheit des Stroms
zerschellen an den Talsperren
einer monochromen Landschaft.
Was bleibt, ist die Erinnerung,
die Erinnerung an die Wärme des Frühlings,
an Berührungen ohne Schatten
und den farbenfrohen Flug der Worte.
leise (23.03.2024)
Wieder einmal fallen sie
viel zu früh,
die zarten Kirschblüten
segeln leise ins Vergessen.
Wieder einmal obsiegt die Kälte
über die Schönheit.
Könnt ihr es sehen?
Könnt ihr es spüren?
Wort (23.03.2024)
Wort,
du liebendes,
du Berührung.
Wort,
du Flügelschlag,
du Ewigkeit.
Wort,
du tödliche Waffe.
Wer dich missbraucht –
tritt auf die Seele des Lebens.
Wie lang (28.02.2024)
Wie lang
behält die Iris ihre Tiefe,
wenn ihre Farben nicht gespiegelt werden?
Wie lang
bewahren die Zellen ihr Feuer,
wenn der Funke nicht geschürt wird?
Und wie lang
überlebt die Kraft der Worte,
wenn ihre Bedeutung nicht getragen wird?
In den Laboren unseres Daseins
bleibt manches Experiment
hoffentlich unbeantwortet.
Beim Lesen der Gedichte Hilde Domins (28.02.2024)
Wie ein zerbrechliches Kleinod
halten dich fast schon zärtlich
meine staunenden Hände
aus Angst, nur ein einziges Wort
könnte herausfallen, unberührt.
Mit neuen Augen betrachte ich
nach all der Zeit deine Welt
staunend über die neuen Farben,
die neuen Gewänder.
Und wie lang wir auch
die Zukunft schreiben,
so ist doch eines gewiss –
ich freue mich schon jetzt
auf unser nächstes Treffen.
Worte (26.02.2024)
Worte
nicht gesprochen,
nicht gedacht –
liebevoll ausgetragen.
Worte
zu früh entlassen
mit schwachen Flügeln –
in den Wind dieser Zeit.
Worte
gefangen im Flächenland
des 21. Jahrhunderts.
Vergebt mir meine Ungeduld.
Vergebt mir meine Hoffnung.
Wo sind die Fingerspitzen, (25.02.2024)
die den Dingen ihre Härte nehmen?
Wo sind die Blicke,
die das Land hinter dem Spiegel sehen?
Wo sind die Lippen,
die die Sprache der Fasern sprechen?
Sie sind flüchtig,
flüchtig wie die Gedanken.
Und am Ende nimmt das Papier
die Sehnsucht bei der Hand
und führt sie durch die Dunkelheit.
Nur das eine (23.02.2024)
Ich tauche meine Füße
in die Schrift der Wellen
und ihre Verse
brechen sich an meiner Sehnsucht.
Ich benetze meine Iris
mit den Farben der Morgenröte
und ihre Gemälde
zerspringen auf meiner Leinwand.
Ich fülle meine Lungen
mit dem Atem des Waldes
und sein Bouquet
erhebt meine Gedanken.
Und wenn ich mein Leben
in diese Welt entlasse,
so ist da nichts,
was mein Herz begehrt –
außer dem Gleichklang von Seelen.
Auflösung (20.02.2024)
Eine Betrachtung dreier Gemälde von Carmen Tyrrell
Die Intensität des Augenblicks spiegelt sich
in der Gegensätzlichkeit der Farben.
In der Vollkommenheit der Berührung
verliert die Zeit ihre Bedeutung,
zeigt sich die Schönheit der Vereinigung
und die Übereinstimmung der Zellen.
Sich auflösen im Herzschlag der Umarmung
und ihn zulassen – den süßen, unverfälschten Fall.
schweigend (19.02.2024)
Das Blut fließt
aus den Wunden
einer überschnellen Evolution.
Gibt es eine Abkehr
von der Gewöhnung
zum Wohle der Annäherung?
Wer führt die Herde
von den satten
immergrünen Weiden?
Das Blut fließt
und das Papier –
stellt keine Fragen.
Die Formel (18.02.2024)
In den Kopf leeren Momenten
entweicht die Leidenschaft
der erzwungenen Form,
ergießt sich verheißungsvoll
in das eroberte Refugium.
Im Fokus der Ermangelung
erheben sich unzählige Wesen,
tanzen ungezügelt in die Nacht,
umarmen wortlos die Schatten.
Ihr wildes Spiel füllt die Schleifen,
entwaffnet die leeren Geräusche
und erschafft eine Ausfahrt.
In der Rückkehr ins Zentrum
liegt die Kraft der Analyse
und die Formel zeigt nichts –
außer der Einfachheit.
Weiße Flecke (18.02.2024)
Im Zwiegespräch der Akteure
liegt die Kraft für den Aufbruch.
Durch das Licht der Akzeptanz
nähern sie sich behutsam,
Schritt für Schritt dem Kern.
Ist ihnen die Leere bewusst,
die ihre Abwesenheit erzeugt?
Die trostlosen weißen Flecke
auf dem Gemälde des Alters?
Ihre Beiträge erschaffen Welten.
Sehen und gesehen werden
durch das Glas der Erkenntnis
bis zum Erwachen der Symbiose,
dem Brunnen der Intensität,
der in sich die Farben birgt
für ein funktionierendes Gefüge.
Wie Faustschläge (16.02.2024)
prasseln die Wortgefechte
emotionsgeladen an die Decke
des überfüllten Zimmers,
drücken auf den Sehnerv.
Immer wieder neue Gesichter
auf der Versammlung
der selbst ernannten Eigentümer.
Und sie alle kämpfen ihrer Natur gleich,
um Beachtung, wollen gehört werden.
Doch es sind so viele Sprachen
und so bleibt einmal mehr
das Treffen ohne Ergebnis.
Das Zimmer wird kleiner und –
ihre Gesichter verschwimmen.
Spürst du …? (16.02.2024)
Es beginnt als leiser Hauch,
der im Rhythmus seiner Sehnsucht
das junge Schilf zärtlich biegt.
Sich steigert in ein leichtes Beben,
welches wieder und wieder
die Architektur der Verzückung belebt,
bis unzählige Schwärme aufschrecken,
die Wipfel des Verlangens befreien
in einem Rausch der Resonanz.
Spürst du den leisen Hauch?
Die Intensität seiner Sprache?
Dann lass deine Augen geschlossen –
wach nicht auf.
Erinnerst du …? (13.02.2024)
Auf dem Meer der Erhaltung
ausgelassen die Grenzen verwischen.
Mit vollen Segeln uneinholbar,
bis der Wind seine Kraft verliert.
Dann in der Weite eine Stimme:
„Erinnerst du die Libelle,
wie sie den Augenblick
mit der Sprache ihres Fluges
aus der Zeit nimmt und ihre Neugier
von der Bedeutung der Gegenwart erzählt?“
„Erinnerst du den Schmetterling,
seinen flüchtigen Kuss,
wie er mit zarten Flügeln
das Geheimnis der Berührung
auf deiner Haut hinterlässt?“
Du erinnerst,
entfesselst die Worte –
und der Wind frischt auf.
Zwischenbilanz einer Reise (11.02.2024)
Nach all den Städten
mit ihrer architektonischen Vielfalt,
ihren Gerüchen, Farben und Geräuschen,
ihren Straßen, Plätzen und ihren Lichtern
manifestiert sich die Erkenntnis –
die Landschaft ist unverändert.
Wenn nichts mehr spricht (11.02.2024)
Wenn nichts mehr spricht,
außer der Stille,
malen sie Bilder der Resonanz.
Wenn nichts mehr spricht,
außer der Sehnsucht,
lassen sie die Zellen tanzen.
Wenn nichts mehr spricht
außer den Schatten,
sammeln sie das überlebende Licht.
Und wenn nichts mehr spricht
außer der Nacktheit,
dann singen sie die Gedanken,
füllen das Vakuum
mit den Farben ihrer Lieder.
Wo ist sie hin? (10.02.2024)
Die Gedanken zerplatzen,
wie Seifenblasen,
an den Stacheln der Banalitäten,
da der Wind nicht nachlässt
und seine Richtung unkontrollierbar ist.
Das Gefieder der Vorstellungskraft,
durchnässt von Halbwahrheiten,
hängt müde und schwer,
sehnt sich nach der Wärme der Reflexion.
Ich erinnere den Kranich,
wie er in weiten Kreisen
die Sonne in seinem Gefieder fängt
und vermisse die Leichtigkeit
des Augenblicks.
Warten (10.02.2024)
Warten auf den Tag,
da sich die Sinne erinnern
an den Geruch der Erneuerung,
ihn absorbieren, bis zum Aufstieg der Worte.
Warten auf den Tag,
da die Farben erwachen,
sich im wilden Tanz ergießen
und verankern auf der Leinwand der Fantasie.
Warten auf den Tag,
da sich die Zellen laben,
an dem Licht der Reinheit
und sie atmen mit dem Herzschlag der Existenz.
Warten auf den Tag,
da sich die Wunder erheben,
den Blick erneut schärfen,
ihn befreien von allem, was nicht Leben ist.
Und wenn der Tag kommt,
wird der Kern jubilieren und
die Gedanken ihr Federkleid erneuern.
Eine Frage (08.02.2024)
Weiß die Blüte
von der Kraft des Erwachens?
Weiß die Seele
von der Schönheit der Tränen?
Weiß der Wind
von den Flügeln der Worte?
Weiß die Stille
von der Intensität des Moments?
Liegen nicht all diese Geheimnisse
in den Farben hinter der Iris
und in der Sprache der Zellen?
Berührung (03.02.2024)
(Inspiriert durch ein Waldkonzert der Sängerin AURORA)
Mit dem Erwachen der ersten Klänge
entschlüpfst du dem Schutz deiner Blüte,
bekleidest dich mit deinen Versen,
und entfaltest die Flügel des Staunens.
Getragen durch die Leichtigkeit deiner Seele
entströmst du deinem Kern in die Freiheit
und bestäubst die Haut des Lebens
mit deinen Farben.
Demütig betrachte ich die Reinheit deines Wesens,
spüre die kleinen Tritte auf meinem Herzen
und am Horizont keimt etwas Hoffnung.
unerforscht (03.02.2024)
In den kalten Hüllen der Unzufriedenheit
verwahrlosen die unerforschten Regionen.
Durch den nach außen verankerten Blick
wachsen sie stetig und unaufhaltsam,
die Mauern der Verödung.
Verhindern das Absorbieren der Farben,
die Entdeckung der eigenen Weltkarte
und die Transparenz der Wunder.
Auf dem Weg zur Pflicht, offenbart sich (03.02.2024)
das Wunder einer neuen Möglichkeit,
streicht unbeachtet,
aber völlig selbstverständlich,
die Essenz des Lebens
über die traumgeführte
in sich ruhende Welt.
Fordert nicht, hinterfragt nicht.
Nimmt mit heißblühender Intensität
den See der Erinnerungen
in seine liebevollen Arme.
Richtet den Fokus auf das innere Kind,
bis die blassen, leblosen Worte
in den Weiten eines eigenen Kosmos
ihr Gewicht verlieren.
Und für einen kurzen Augenblick,
für einen Wimpernschlag,
zeigt das Gesicht in dem Spiegel
hinter den Gläsern eine klare Kontur.
Doch schneller als das Gesicht
die Bühne betreten kann,
sich die Existenz dahinter manifestiert,
ist der auferlegte Sinn zur Stelle.
Der indoktrinierte Sinn
einer falsch verstandenen Zivilisation.
Und so schwindet wieder einmal
der aufkeimende Versuch eines Lebens
und das ungenaue Ich zieht sich zurück
in die Welt hinter dem Spiegel.
Was bleibt ist das Bewusstsein
für die kurzen Momente,
in denen sich der Kern dem Fluss ergibt,
seine Wildheit akzeptiert,
bis sich seine Kraft
in der Mündung der Gleichförmigkeit verliert.
Wir gehen weiter (27.01.2024)
Wir gingen die vielen Wege.
Wege, die gepflastert waren
mit halbierten Wahrheiten,
zerfleischten Zusammenhängen,
entstellten Bedeutungen und
der eigenen Täuschung jener,
die nie einen Besen hielten –
Darum gingen wir weiter.
Folgten den Ufern begradigter Flüsse,
die ihre Vielfallt eingetauscht hatten.
Kamen zu unzähligen Talsperren der Ignoranz
und Dämmen aus gefallenen Träumen,
die den Lauf des Lebens blockierten.
Gingen durch die satten Siedlungen,
in denen der angstvolle Geruch des Verlustes
schwer in den Dornröschen Straßen stand.
Sahen am Wegesrand
die neidvollen Blicke der Unwissenheit,
geboren aus der Unfähigkeit zur Sprache.
Und darum gingen wir weiter.
Dann erreichten wir die Felder,
bedeckt mit zarten Pflänzchen,
die überzeugt von ihrer Schönheit
nicht verstanden, dass sie den Winter
nicht vertreiben können.
Dann hielten wir inne,
blickten zurück und beschlossen
dass sich der Weg gelohnt hatte.
Und darum gehen wir weiter.
Werden nicht müde
einen Fuß vor den anderen zu setzen.
Im Gepäck die Gewissheit,
dass wir den Horizont erreichen können,
wenn wir die monochromen Stationen
hinter uns lassen.
Den Fokus nicht verlieren
für die inhärenten Wunder
und die Schönheit –
unbefleckter Worte.
vielleicht (22.01.2024)
Vielleicht kommt eine Zeit,
in der die Reichen arm sein werden,
denn Klarheit lässt sich nicht kaufen.
Vielleicht kommt eine Zeit,
in der die Hasser verstummen,
da Menschlichkeit der letzte Rohstoff ist.
Vielleicht kommt eine Zeit,
in der die Gespiegelten verblassen,
denn alles Künstliche erzeugt keine Wärme.
Und vielleicht kommt eine Zeit,
da die Ungestillten, die das Leben zerfleischen,
für die Unsterblichkeit ihrer Seele,
vergehen, da sich die Vernunft erhebt.
In dieser Zeit siegt vielleicht die Erkenntnis,
dass nur die Annäherung an das Leben selbst
die Löcher in den Herzen derer füllen kann,
die aufgehört haben zu träumen.
Nächtlicher Balkonbesuch (Eine Transformation alter Freunde /
20.01.2024)
I
Gleich einem Ritual,
befreit der hilflose Fokus
der unermesslichen Weite,
den gebetteten Verstand
und sie wird präsent,
die Frage, die auch Antwort ist:
Wie kann sich auf dieser
ach so unbedeutenden Kugel
auch nur ein einziger von euch
über ein anderes Leben stellen –
sich als besonders erachten?
II
Unter gedankenmüden Blicken
betreten sie den Spielplatz
kindlich naiver Wünsche.
Im Fokus leidenschaftlicher Verehrung
rücken sie immer näher, versammeln sich,
bis ihre unbefleckte Dominanz
eine jede Zelle verstummen lässt
und nichts mehr Gewicht hat –
außer dieser weiten und stillen Schönheit.
III
Wenn in müden Fenstern
nacheinander der Tag erlischt,
auf der benachbarten Straße
der Abstand zwischen den
letzten Seelen größer wird,
dann verlieren sie ihre Scheu,
die Wegweiser der Nacht,
dann betreten sie nacheinander
die lang ersehnte Bühne.
Dann wird es höchste Zeit
in der Schönheit der Nacht
zu treiben, im Dialog –
mit dem Wunder des Bewusstseins.
IV
Hinter stillen Mauern zurückgezogen,
scheint das Leben hier und da
nur noch als zaghaft warmes Leuchten
oder als kaltes leeres Flackern
hinaus in die unberührte Nacht,
hinterlässt eine besondere Ruhe.
Es ist keine einfache Atempause,
mehr ein tiefes Luftholen,
in deren traumgefüllter Tiefe –
die ungezügelten Seelen baden.
V
Die Sterne und ich.
Mein Kopf redet, sie hören zu
und blinzeln zustimmend.
Ein genüssliches Schmatzen
unterbricht den stillen Monolog.
Im Lichtkegel meiner Neugier
offenbart sich das Geheimnis.
Meister Grimbart, der maskierte Nachtwandler,
futtert sich unbeeindruckt durch die Nacht.
Im zarten Scheinwerferlicht des Mondes,
mein silbern schimmernder Freund,
hier und jetzt –
hat Schönheit kein anderes Gesicht.
VI
Manchmal, wenn ich in lauen Nächten
mit den Sternen meine Dialoge führe
und auf die vielen Fragen keine Antworten erhalte,
dann stelle ich mir vor, dass all die Fragen,
die vielen Wünsche und Sehnsüchte,
die ich hinauf in den nächtlichen Himmel schicke,
zwar unbeantwortet und unerfüllt,
doch als neue Sterne am Himmel verweilen.
So haben sie zum Schluss doch alle etwas Gutes –
sie erfüllen mich alle mit ihrer Schönheit.
Spielplatz (13.01.2024)
Unbedacht abgefeuerte Wortpatronen
prasseln steten Gerölllawinen gleich
von den Gipfeln der Taubheit
und wie Seifenblasen so zerbrechlich,
füllen die vielen Realitätsergüsse
die Luft, zerplatzen und benetzen
die Sicht aufkeimenden Lebens.
Was bleibt ist die Flucht, die Flucht,
zur Bewahrung der kindlichen Seele.
Die Flucht vor der wachsenden Kälte,
dem Erstarken unaufhörlicher Zivilisation.
So wird jede Farbe transformiert,
zu Nahrung bedürftiger Emotionen.
Jeder Ton wird sorgsam verankert,
auf den Saiten der Leidenschaft
und jede Melodie wird zu einem Hauch,
der aus den Wipfeln der Sehnsucht
von der Entfaltung des Kindlichen flüstert.
Fragmente stiller Schönheit zu Bildern gewebt
und in die Weiten der Wünsche entlassen,
bis sich die schwelende Intensität ergießt,
zum Horizont und darüber hinaus
und er erwacht, der ersehnte Spielplatz,
das zu Hause – einer ungezügelten Seele.
Grausame Geliebte (09.01.2024)
Vor langer Zeit schälte ich
mein Wesen bis auf den Kern
und tätowierte in einem Hochgefühl
die Worte „Nur schöne Dinge“
in seine ungeschützte, kindliche Haut.
Euphorie ist eine grausame Geliebte.
Der Eine (09.01.2024)
So lange schon
spielen die Akteure
auf den Brettern,
die den Kern bedeuten.
Haben gelernt,
ihr Stück Hand in Hand
zu spielen.
Doch da ist der Eine,
der im Hintergrund agiert,
an keiner Probe teilnimmt
und kommt und geht,
wie es ihm beliebt.
Der Eine - ohne Namen.
Der Eine - ohne Gesicht.
Wenn er aus dem Nichts
auf die Bühne springt
zerspringen die Texte
der anderen Akteure
und das Stück
verliert seinen Fluss.
Leben ohne Zuneigung
ist eine Reise ohne Farben.
Doch wer geliebt werden will –
muss sich offenbaren.
Eiszeit (09.01.2024)
Sich das Dürfen verweigern –
durch selbst auferlegte Konventionen.
Sich der Leidenschaft entsagen –
aus Angst vor dem Kontrollverlust.
Fliehen vor dem Sprung ins Leben –
aus Angst vor dem inhärenten Sturz.
Programmiert durch einseitige Realitäten
verhindern die Mauern des Kalküls –
den Ausbruch aus dem kalten Refugium.
Ja, es fehlt (06.10.2024)
In den unbeholfenen Berührungen
unseres Schweigens
verleugnen sich Angst und Unsicherheit.
Die Leichtigkeit unserer Augen
verbirgt die Enttäuschung
über das fehlende Puzzleteil
und mit leichten Flügeln
verlassen Erklärungen die Lippen,
verteidigen die Grenzen des Individuums.
Zwei einsame Bollwerke
in der Brandung verlorener Zellen,
deren Schreie – stumm verhallen.
Sie flüstern (05.01.2024)
Aus der hölzernen Geometrie des Erinnerns
flüstern die Bewohner dutzender Kuben
die Bilder ihrer absolvierten Wege.
In unzähligen Sprachen bewahren sie
das Vermächtnis nicht anerkannter Freiheit,
den Irrglauben falsch verstandener Macht
und entblößen die Hässlichkeit lebender Kälte.
Doch dann erzählen sie vom Erwachen der Liebe,
dem Nektar der Leidenschaft – seiner Süße –
die trotz all des Leids ihre Unsterblichkeit
im Herzen der Unendlichkeit verankert.
Offenbaren die Allgegenwart der Schönheit
und skizzieren die Pfade zu ihrem Wesen,
auf dass – die Blindheit geheilt werde.
Die Worte, die ich nie schrieb (19.12.2023)
Die Worte, die ich nie schrieb,
sind die stummen Zeugen
eines unvollendeten Mosaiks.
Wie Blei fließen sie durch meine Venen,
legen sich in Ketten um den Funken meiner Sehnsüchte.
Es sind Verse,
die mit der Süße einer jungen Liebe gleich
das Fundament deines Wesens beflügeln.
Den Fluss deines Lebens beschleunigen,
zu den Stromschnellen deiner Begierde.
Silben, die wie der Morgentau
erwärmt durch erste Sonnenstrahlen,
jeden Zoll deiner Sinnlichkeit benetzen,
die Geduld deiner Zellen auf die Probe stellen.
Worte, die sich zu Melodien aneinanderreihen
und wie Efeu wild um deine Sinne winden.
Die deine Fantasien befeuern,
bis zum Ausbruch der Vorstellungskraft.
Bilder, die ich auf die Zeilen deiner Lust male.
Die auf den Saiten deiner Fasern tanzen,
bis die Quelle deiner Erregung
durch die Oberfläche der Vernunft bricht.
Strophen, die verwebt zu warmen Decken
dich des Nachts umschließen und behüten.
Die Alben von deiner Seele küssen,
wenn das Licht die Existenz verlässt.
Es sind die Worte, die ich nie schrieb;
die wie Scherben in Jahrtausend alter Erde liegen,
schlafend warten auf die Entdeckung und –
die Vollendung des Mosaiks.
Warten (16.12.2023)
Tausend kleine Augen winden sich
liebevoll verspielt um das Geländer,
versuchen der Zeit
ihre Schatten zu nehmen,
doch der ruhelose Kern
verhindert die Entfaltung des Lichts.
Und so fokussiert das Herz die Stimme
und die Stimme tanzt sich
durch jede Faser der Existenz,
trägt die Zellen über ihre Grenzen hinaus,
in ein Land interaktiver Gedanken.
Doch so hoch sie auch steigen,
desto tiefer ist der Sturz,
denn die Vergänglichkeit
liegt schwer auf ihren Schwingen.
Und so bleibt die Frage nach dem Warum –
nach dem Vergehen der Schönheit.
Sie lässt die Sekunden ticken,
lieblose, unberührte Sekunden,
in denen die noch jungen Silben
versuchen sich vom Boden zu lösen,
auf der Suche nach Vereinigung.
Doch wie Teer kleben die Fragezeichen
an ihren noch unerfahrenen Flügeln,
verhindern die Metamorphose.
Was bleibt ist das Warten,
das Warten auf die Ruhe nach dem Sturm;
dem Einhalt
der zwischenmenschlichen Kakophonie;
dem Lösen der Silben
aus dem Morast der Unzulänglichkeiten,
bis zum Erwachen der Schönheit –
dem Aufeinandertreffen
gleichgeschalteter Zellen.
Und die Antwort ist Schönheit (09.12.2023)
Und wieder erzittert der Kern
unter ihren Fäusten.
Und wieder vibriert die Hülle
unter dem anhaltenden Gezänk.
Sie, die alle ihre eigene Stimme besitzen.
Sie, die in ihrer Unterschiedlichkeit
nicht gleicher sein könnten.
Sie alle eint das Streben nach Schönheit,
und die Abwesenheit von Schönheit
bedeutet Kälte.
Und so kämpfen sie jeder für sich,
unwissend der Mitstreiter an ihrer Seite
und bedrohen den Kern
und bedrohen die Hülle.
Doch bricht der Kern,
entsteht ein Ungleichgewicht
und die Integrität fürchtet um ihre Existenz.
Und wenn die Hülle reißt,
entweichen die Bilder,
verlieren sich die Farben
im Strom der Konformität
und die Kälte obsiegt.
Die Abwesenheit von Schönheit
bedeutet Kälte –
doch jene,
die auf der Sonne laufen,
spüren keine Kälte
und erhitzte Gemüter
frieren selten.
Die vergessenen Worte (03.12.2023)
Sind die Menschen taub
geworden?
Es wurden die Worte
doch alle gesprochen.
Sind die Menschen blind
geworden?
Es wurden die Gedanken
doch alle geschrieben.
Es wurde ergründet,
verstanden und gewarnt.
Es wurde durchschaut,
verdeutlicht und ermahnt.
Sind die Worte nur Geräusche
einer Großstadtmelodie?
Sind die Gedanken
nur dekorative Platzhalter?
Verliert sich die Weisheit
in den Winkeln
unzähliger Realitäten?
Welche Worte besitzen
das Licht –
zur Unsterblichkeit?
Und am achten Tage (03.12.2023)
Und am achten Tage
folgten die Schreie.
Die Schreie
der Menschen,
ohnmächtig,
ob ihrer eigenen
Hilflosigkeit.
Doch warum
zuhören?
Warum
eine zweite Chance
einräumen?
Die Erste gilt.
Doch sie bleibt ungenutzt,
denn ihre Wirklichkeit
ist die Schlagseite –
der Menschheit.
Der verlorene Kern (03.12.2023)
Unter dem Fokus der Oberfläche
verödet die Verbindung zum Kern,
sterben die Wurzeln. Doch wo
nichts fließt – ist kein Wachstum.
Die Individualität verliert sich
im Meer der Gleichförmigkeit,
weicht einer inszenierten Welt
aus suggerierten Puzzleteilen –
wasserlöslich und lichtempfindlich.
Auf der Suche nach Sichtbarkeit
bleibt die Substanz unberührt,
verrinnt wie die Zeit, ungenutzt,
im Stundenglas der Möglichkeiten.
Was bleibt sind bunte Hüllen,
instabil, haltlos und ohne Tiefe,
treibend im Kosmos der Illusionen.
Doch nicht für die Augen –
die sie erschaffen haben.
Zu hoch der Berg (26.11.2023)
Die Töne, welche sich seidenweich
um die Stimmen legten,
wie das feine Tuch
um den Nacken der Schönheit,
tropfen unberührt
von der imprägnierten Haut.
Die Lichter, welche sich wärmend
auf die kalten Bilder legten,
wie das ruhige Kaminfeuer
auf der dürstenden Wange,
fallen durch die Iris
ins Vergessen.
Das Herz, welches dem Sisyphosfelsen gleich
versucht die Integrität zu wahren,
schwankt unter der Sehnsucht.
Doch ohne sein Wesen
bleibt nichts zurück –
außer einem Blatt im Wind.
Der Sprung in der Platte (25.11.2023)
Und wir gingen hinaus,
hinaus in die Wälder,
hinaus in die Felder.
Und wir folgten den Ufern,
den Flüssen und Kanälen.
Wir suchten in den Straßen,
an Plätzen und Orten des Lichts.
um die Antwort zu finden,
zu ergründen, ob unsere Reise
ihren Wert beweisen würde.
Und wir waren frohen Mutes.
Gestärkt ob all der Wege,
die wir mit Kraft gegangen.
Inspiriert ob all der Bilder,
die wir mit Herzen sahen.
Hoffnungsvoll ob all des Lichts,
welches unsere Haut spürte.
So betraten wir das satte Grün,
strichen mit fokussierten Zellen
über die feinen Spitzen,
benetzten unsere Finger
mit dem Saft des Lebens.
Tranken den Nektar
vom Baum der Erneuerung,
bis das erste, zarte Flimmern
die Wahrnehmung füllte
und wir nähertraten.
Dann sahen wir sie,
die wohlgeformten,
frisch geputzten Blüten.
Wir traten in ihren Kreis,
genossen ihre Wärme,
ließen uns nieder in ihrer Mitte
und begannen zu lauschen.
Lauschten dem Wind
in ihren Gewändern,
folgten den tätowierten Worten
auf ihren Stängeln.
Dann dimmten sie das Licht
und die Blüten traten nach vorn,
absorbierten die Wahrheit.
Und wir sahen nicht die Dornen.
Sahen nicht,
wie die feinen Wurzelspitzen
die Erde um uns durchstießen,
sich windend näherten,
bereit zur Assimilation.
Der Peitschenknall
der ersten Berührung riss
den Schleier aus der Luft,
offenbarte die trockenen,
hölzernen Stiele mit den
aufgesetzten Blütenblättern.
Und sie waren alle gleich.
Und die Stimmen der Vögel
waren die alten Stimmen.
Und der Duft der Blüten
war ein altbekannter Duft.
Und die Bäume trugen
die gleichen Gewänder.
Und der Kreis wurde zur Arena.
Und wir begannen zu laufen.
Wir erreichten den Rand,
blickten zurück und
die Augen brannten.
Sie brannten, weil
der Sprung in der Platte
irreparabel schien und
nirgends eine Hand,
die versuchte
die Nadel anzuheben.
und so liefen wir,
liefen und
hielten unseren Blick
auf den Horizont gerichtet.
Wie liefen
und im Hintergrund -
sprang die Platte.
Noch ist Zeit (11.11.2023)
Der große Gleichmacher liegt
lähmend auf dem noch schlafenden Gewissen,
zieht die Gegenwart ins Vergessen.
Dann mit der Zärtlichkeit einer ersten Berührung
legt Aurora ihre Hoffnung
auf die Silhouette der Stadt,
streicht ihr die drückende Schwere
von dem menschgekrümmten Rücken
und entblößt die Schönheit
des noch nicht Erwachten.
Behutsam haucht sie
den Odem der Möglichkeiten
durch die Straßen,
bereitet aufs Neue den Weg –
für ein wartendes Wunder.
Novembererkenntnis (06.11.2023)
Auf den Wegen schichten sich,
in stiller Umarmung,
die gefallenen Tage
zu einem Mosaik der Erkenntnis.
Behutsam nehmen sie
die Gedanken in ihre Mitte –
flüstern leise von Erneuerung.
Die Sehnsucht der Rezeptoren (07.10.2023)
Ich tauche meine Hände
in die glühende Morgenröte,
gieße sie über mein Gesicht
und spüre die Wärme
deiner heraufziehenden Leidenschaft.
Ich hänge meine Sinne
in den auffrischenden Wind.
Seine Berührung zeichnet
die Landkarte deiner Erregung
auf meine dürstende Haut.
Meine Lippen küssen
die Süße deiner Verzückung
aus der kühlen Frühe,
laben sich an ihr, wie das Gras
am Tau des Morgens.
Meine Augen formen
die Kurven deiner Sinnlichkeit
aus den Wolken und
brennen sie auf den Horizont,
weisen mir den Weg zu deiner Lust.
Und in der Nacht setze ich Sterne
auf die Konturen deines Gesichts,
verankere deine Schönheit
im Mantel der Nacht –
bis ich aufwache,
den Wunsch laut ausspreche.
Betrachtung des Lichts (03.10.2023)
I
In konzentrischer Sanftheit
ergießen sich 1001 Nacht
hingebungsvoll in die Gegenwart.
In weichen Figuren
fließen Licht und Schatten
über das dunkle Holz,
erwecken den Boden zum Leben,
ertasten die Realität.
Unter ihren Berührungen
löst sich die Materie,
verliert ihre Härte –
wie das Herz.
II
Die Wahrnehmung folgt
der Verbindung zur Außenwelt
und aus Zwei wird Vier,
aus Innen wird Außen,
bestätigt die Gefahr
ihrer Naivität.
Paul stellte die richtige Frage,
kannte die Antwort.
Doch wem ist sie zugänglich?
III
Zurück zur Form,
fällt das Bewusstsein auf den Kern
und der Kern ist Licht.
Durchlässig ist die Form,
doch so lange das Licht entweicht –
kann Schönheit sich entfalten.
Wächter des Turms (30.09.2023)
(Du wirst es wissen)
In deinen Gesten lebt die Stille
und deine Stille ist sehend.
Unter ihr existiert eine Welt.
Eine Welt, die Morpheus selbst
sich nie zu erträumen hoffte.
In der Euterpe und ihre Schwestern
ihre Samen pflanzen, abseits
der Windungen des Gewöhnlichen.
Wo Nymphen sich niederlassen,
am Fuße des Turms, verzückt
den Gesängen deiner Welt lauschend,
staunend über die vielen Stimmen.
Und wenn die Abendsonne
ihre Zauber webt, steigt Iris auf
und berichtet dem Olymp –
von deiner Leidenschaft.
Die Suche nach Licht (24.09.2023)
Zärtlich streicht der Wind
über das Rückgrat der Pappeln.
Widerstandslos ergeben sie sich
seinem Spiel, biegen sich leidenschaftlich
unter seinen Berührungen.
Wolken türmen sich, beobachten reserviert
im Vorbeiziehen die Intimität.
Im Sprung zurück manifestiert sich,
in der Dämmerung des Wunderlandes,
die Vorstellung in kleinen Lichtblitzen,
löst die Starre und
fällt in zarten Regentropfen
auf die Haut der Offenbarung.
Immer wieder werfen die Kastanien,
in weiten Bögen, die Arme in die Luft,
neidisch, auf das Gewicht der Worte,
schütteln sich amüsiert
über den Verlust des Fadens,
der aus dem Labyrinth führt.
Irgendwann beginnt der Tanz,
erweckt das Papier,
trennt die Verbindung zur Gegenwart,
fesselt den Blick.
Im wilden Reigen springen
die Akteure von Linie zu Linie,
erkunden die Felder des Königs,
bis sie festen Willens
ihren Platz einnehmen,
im Gefüge des Blutes.
Doch wieder einmal
blieb die Suche ohne Erfolg.
Ausdauernd schmachten die Pappeln.
Eifersüchtig flüstern die Kastanien
und nirgends fand sich,
in den Weiten der Überfüllung,
die Formel,
um den Worten –
mehr Licht zu verleihen.
Ich sehe was, was du nicht siehst! (22.09.2023)
Akribisch filtert die Netzhaut
die eingehenden Telegramme,
prüft sie nach dem Blitzcasting
auf ihre Übereinstimmung,
bevor sie dann in den Arealen
der ungenützten Möglichkeiten
fest verankert werden.
Farben, aus dem Kontext des Lebens
gerissen, werden auf der Palette
des Egos gemischt, so lange,
bis sie den Augen schmeicheln.
Mit dem Pinsel der Überzeugung
wird dann die verankerte Verblendung
immer und immer wieder auf die
Leinwand der Unzulänglichkeit gemalt,
bis das Konstrukt sichtbar wird
und zur Wahrheit aufsteigt.
Sappho geht Schwimmen (16.09.2023)
Die Schultern leicht zurückgeworfen,
nach vorn gewölbt die süße Zier, ertastet
sie die Welt mit scheuen Zehenspitzen,
verbindet die Gegenwart mit jedem Schritt
und mit dem Wesen eines Schwans schreitet
sie in seine Arme, ergibt sich dem Liebesspiel
aus Schönheit und kühlem Nass.
Mit Widerwillen gibt er sie frei, löst
die Umarmung, die so inniglich begründet.
Verzückt entsteigt sie ihrem Liebsten,
unterbricht zum Abschied ihren Tanz und
in einer Geste der Unendlichkeit hebt sie
die Arme, ordnet das wallend feuchte Haar
und offenbart die unverhüllte Weiblichkeit,
eines Künstlers Muse – sein Vergehen.
Die Seele hinter dem Spiegel (16.09.2023)
Leinwand des Himmels.
Zusammen verleiht ihr der Tiefe
eine neue Bedeutung, hebt sie
auf die nächste Stufe. Aurora
hüllt dich in ihre Liebe und
das Leben feiert in dir
– seine Schönheit.
Heilmittel für die Kakophonie
einer falsch verstandenen Entwicklung.
Unter allen Sprachen der Welt wird
die deine am wenigsten gesprochen,
denn es ist eine leise Sprache,
weniger als ein Flüstern.
Wer sie lernen will
muss schweigen
horchen –
was das Nichts zu sagen hat.
Wo ist die Verbindung
zwischen Wurzel und Blüte?
Was ist sie noch wert?
Wie erkennt man die wahre Farbe
bei all den Kreuzungen?
Wo ist die Verbindung
zwischen Wort und Seele?
Was ist sie noch wert?
Wie erkennt man den wahren Klang
bei all den Statisten?
Ohne Fundament
sind Mauern haltlos,
bedeutet jede Erschütterung
einen Riss in der Fassade.
Das Auge wendet sich ab
– beginnt sie zu bröckeln.
Die Wahrheit in der Begegnung (03.09.2023)
Was siehst du
mit deinen Facetten,
wenn du dich näherst,
dein vierblättriger Rücken
deine Präsenz in die Stille hängt,
den Fluss des Lebens lenkt?
Durchdringt die Schärfe
deines Blickes die Wirklichkeit?
Offenbart sich dir
der Kern unter den Schichten?
Deine Neugier adelt mich.
Ist sie auch von kurzer Dauer,
hinterlässt sie doch Spuren
– schwarz und weiß.
Wolkenbilder ziehen
unter mir hinfort,
verwischen die Grenzen
des Wahrnehmbaren.
In dem Einhalt allen Strebens
vollendet sich der Himmel,
füllt sich der Moment mit Licht
und nichts,
absolut nichts
hat Gewicht.
Nebel füllt die Straßen (01.09.2023)
Ein Nebel,
dem das Licht
nichts anhaben kann.
Wie Brautschleier,
legt er sich
über die Häupter
des Sarkasmus,
verhüllt die Quelle.
Je lauter die Farben,
umso blasser
die Erscheinung.
Je dichter die Galerie,
umso leerer
die Hülle.
Nebel füllt die Straßen.
Ein Nebel,
dem das Licht
nichts anhaben kann.
Bis Münder sich bewegen
– die Lieder erklingen.
Die Intimität der Momente (23.08.2023)
flimmert, wie Sonne
auf heißem Asphalt,
über die Großleinwand
meines Gehirns.
Ein Universum der Gefühle
in einer Nussschale,
auf der Fahrt
durch die Zerbrechlichkeit.
In ihrer Bedeutung treibend,
setze ich –
meine Gralssuche fort.
Inspiriert durch Marie von Kuck - "Auf Parzivals Wegen"
Spaziergang mit L (20.08.2023)
Dem Kanal entgegen, voller Vorfreude auf die neuen Bilder.
Entlang der Liebe der Menschen zu Zäunen, Geometrie und
dem Streben nach Selbstbestimmung und Freiheit. Entfaltet
in kleinen, alltagsfreien Inseln, die Individualität flüstern.
Vorbei an knorrigen alten Weiden, die verwundet, versorgt,
sich dankbar dem Leben entgegenstrecken. Das blaue
Band säumen, offenbaren, wieviel Kraft der Wille in seinen
Fundamenten trägt. Auf der Eisenbahnbrücke innehalten,
tief atmen und aus dem blau grünen Kleinod ein Gefühl
schneiden, bis die Welt dahinter zum ersten Mal schwindet.
Befreit von anfänglichen Reizen auf die Sieben zu, die mit
ihren grün leuchtenden Zipfeln die kulturelle Vielfalt abstecken.
Dem Uferweg folgend, von Brücke zu Brücke, wo dichte
Bärlauchwolken, nach wenigen Metern, den Duft von Pasta
und Rotwein suggerieren. Überholt von vielen aufgemalten
Laufhosen, die in langen Fäden, die Sehnsucht älterer
Männer nach einem jüngeren Leben hinter sich herziehen.
Dann öffnet sich das Band und der Blick weitet sich. Gibt
die Zeugen einer vergangenen Zeit Preis, initiiert einen
kurzen Moment der Romantik. Ein älterer Mann, auf der
Stufe einer vernagelten Tür, kaum zu erkennen im Wald
der Graffitis, liebkost mit seinem Gesicht die Silhouette der
Stadt. Seine Verliebtheit folgt, wie eine ruhende Hand auf
der Schulter. Ein paar Schritte erzählen die Spraydosen
noch ihre Geschichten, dann folgt der abrupte Wechsel in
die glatte Welt der goldenen Quadratmeter, die sich zum
Glück schnell wieder der Schönheit ergeben. Durch den
spätgotischen Wächter die Insel betreten und bewusst
eintauchen, in die Welt der Giebel, Gänge und Höfe. Doch
zuerst auf den Gebeinen der Geschichte einen Moment
in der Weite Luft holen und sich von den Masten in eine
andere Zeit entführen lassen. Danach dem Pfad der
Galerien folgen und die Farben ihrer Kreativität trinken.
Die Lieblingsstraße betreten, dabei den Schritt an ihre
Leichtigkeit anpassen und die Bilder für eine spätere
Weinreflexion katalogisieren. Am Ende der Straße dann die
andere Seite für den Rückweg nutzen, um neue Blickwinkel
zu testen. Vorbei an herrenlosen Feuchtgaragen. Vereinsamt,
bewacht von augenlosen Fischern, die aufgereiht, wie
griechische Statuen den Weg zu meiner Burg weisen. Dann
sitzt da auf einer Bank eine kleine, ältere Dame, deren
Lächeln selbst die Sonne zu rühren scheint. Die glücklich,
unbeschwert die Beine baumeln lässt, als wäre es der erste
Tanz mit ihrer großen Liebe. Gefangen ob ihres Friedens
geht es inspiriert Richtung Westen, der gefüllt mit Glut
gesäumten Wolken der Stimmung die Krone aufsetzt und
die Vorfreude schürt, auf den nächsten Spaziergang mit L
– dem Ausleuchten der Schatten.
Die Bedeutung der Gegenwart (17.08.2023)
Der Versuch mit offenen Augen
die filigrane Schönheit festzuhalten,
ihr Wesen zu erfassen, löst das Leben
aus dem Fluss der Zeit.
Unbeeindruckt zeigt sich überall
neues Leben, folgt der Wahrheit
und seinen inhärenten Instinkten.
Ohne Kalkül säumt die Nymphe
das blaue Band, beantwortet die
unerwiderte Liebe mit Erblühen.
In den Wipfeln applaudiert der Wind,
fordert Zugabe von der Reinheit und
in einer Geste der Stille verliert sich
der Kontakt mit dem Bewussten.
Blau schimmernde Lichtblitze tragen
in ihrem Gefieder die Erkenntnis
der Belanglosigkeit und alles gleitet,
schweigt und füllt die Gegenwart
– mit Bedeutung.
Tropfen saugen sich (17.08.2023)
voll mit der Ironie des Lebens.
Gesättigt fallen sie schwer,
zerplatzen mit lautem Gelächter
auf dem metallenen Geländer.
Kleine, temporäre Fontänen, die
Unvorhersehbarkeit versprühen.
Die Welt, für jedermann sichtbar,
mit Sarkasmus befeuchten.
Mit ihnen zerspringen –
die Ziele des Sommers.
Spaziergang mit L - Nachtrag
(17.08.2023)
Und dann sind da
die geneigten Häupter,
die langsamen Schritte
und scheuen Blicke.
Die besetzt einsamen Bänke;
„Mein rechter, rechter Platz
ist leer …“ und niemand da
– um das Spiel zu beenden.
In den wirklich stillen Momenten (12.08.2023)
steckst du den Rost überzogenen
Schlüssel mit dem mächtigen Bart
ins Schloss, atmest tief und ruhig.
Umfasst den Schlüssel mit beiden Händen
drehst und drehst, um den Riegel
anzuheben, dessen Gewicht den Wert
der Welt hinter den Augen beweist.
Mit einem vernachlässigten Knarren
öffnest du die Tür, schaust in den Flur.
Behutsam trittst du ein, im Gepäck
die Karte und die neuen Schilder.
Gehst vorbei an den Türen, die du
sorgsam beschriftest hast. Liest
die Schilder mit den Warnhinweisen,
Erinnerungen und den vielen Namen.
Dann folgen die Räume mit den
vorläufigen Markierungen. Liebevoll
entfernst du sie, hängst die passenden
Schilder auf, aktualisierst die Karte.
Arbeitest dich so von Raum zu Raum,
kartographierst die neue Welt und
befeuerst den Fluss der Neuronen,
in der Hoffnung auf Sichtbarkeit.
Das Gewicht des Schlüsselbundes,
welches wenige erfahren, nimmt zu,
doch erzählt von einem Weg des Mutes.
Tief und ruhig atmest du und vor dir
dehnt sich der Flur bis zum Horizont.
Die Blüten des Sommers
(04.08.2023)
wissen nichts von dieser Welt.
Unschuldig treten sie ins Leben,
in dem einzigen Bestreben
zu sein, was sie sind –
unbefleckte Vollkommenheit.
Die Träume des Sommers
wissen nichts von dieser Welt.
Unschuldig treten sie ins Leben,
in dem einzigen Bestreben
zu sein, was sie sind –
unbefleckte Hoffnungen.
Die Blüten des Sommers,
die Träume des Sommers,
fragile Gebilde im Sturm
der Veränderung.
Sanft gehalten, ungepflückt,
entfalten sie den Weg
– zu neuem Wachstum.
Meine Hände streichen
(04.08.2023)
über die Vielfalt des Lebens.
Die Augen ertrinken
in der Sinfonie
aus Form und Farbe.
Hummeln rüsseln sich
von Blüte zu Blüte,
beweisen den Wert
des unberührten Chaos.
Seine Schönheit erzählt
von der Abwesenheit
des Menschen,
unterstreicht –
das Wesen der
inhärenten Möglichkeiten.
Epilog zur Kneipenpoesie (13.07.2023)
In dem Spiegel
hinter den Gläsern
das ungenaue Ich
blutet und schweigt.
Spontane Reinigung (08.07.2023)
Der Vorhang fällt und
der Herzschlag des Waldes
erfüllt das Theater.
Die Bühne betritt die Existenz.
Ihr Bouquet aus neuem Leben,
Wachstum und Blühen
übernimmt meine Atmung.
Tief sauge ich das satte Grün,
die olfaktorischen Süßigkeiten
des Bachlaufs und befreie
meine Lungen von der Stadt
und mein Herz
– von der anderen
Seite des Sommers.
überladen (08.07.2023)
Wie Regentropfen
laufen die Gedanken
über das Ölgemälde
der Realität,
lassen die Farben
der Wahrnehmung zerlaufen.
Ihre prasselnden Attacken
unterspülen das Fundament.
Die Mauern zeigen erste Risse,
doch die Pfeiler
der Vernunft halten
– noch.
Elegant sommerlich gekleidet
steigt sie von ihrem Rad, wühlt
in den prall gefüllten Satteltaschen.
Das weiß graue Haar Fassade,
denn die Erscheinung und
die feinen Zeichnungen sprechen
Vitalität, Lebensfreude und
nie versiegte Lust.
Völlig selbstverständlich
nimmt sie auf dem Kantstein Platz,
dreht sich ihre Zigarette.
Den Oberkörper auf die
weit geöffneten Knie gestützt,
wirkt die Körperhaltung
wie Überdruss, wie ein
ungezähmtes Wildpferd.
Der erste Zug sehr tief
und genussvoll, erinnert
an einen postkoitalen Nachtisch.
Nach zwei weiteren Zügen
nimmt sie ihr Rad und
schiebt zurück in ihre Welt,
– freigeraucht
von einem Geheimnis.
Gespräch mit der Poesie (24.06.23)
Nimm mich bei der Hand.
Stelle mich vor den Spiegel
und zeige mir die Welt dahinter.
Sprich ohne Schnörkel
und Umschweife aus,
was auf der Hand liegt.
Übe unbarmherzig Kritik.
Aber dann
halte mich.
Umarme die schutzlosen Seiten
meines offenen Buches.
Was du auch tust –
lass die Worte
aus meinen Adern bluten.
Breche die Bilder aus meiner Seele.
Forme das Unausgesprochene
zu fließender Schönheit
und lasse sie in Wellen
durch mein Leben gehen,
auf dass die Schatten
ihr Wesen verlieren.
Immer wieder
blicke ich auf
von den Seiten,
fixiere die zarten Stiele.
Ihre Häupter
mit filigraner Schönheit
violett gekrönt,
in deren Kosmos
sich die Hummel
unter meinen neidischen Augen
völlig selbstverständlich und frei
ihrem Nahrungstanz ergibt.
Ein kurzer Moment
der Unbeschwertheit,
bis zum Abriss
– der Farben.
Sie sind wieder da.
Schneiden die Geometrie
aus der Luft,
zeichnen ihre Labyrinthe
in den Himmel.
Kaum wahrnehmbar
picken sie die Sahnestücke
aus der blau gefassten Speisekarte.
Mit ihren
akrobatischen Manövern
ziehen sie
die Kopfwürmer
aus der Großstadt
meines Gehirns.
Eine Schwalbe macht
noch keinen Sommer
– aber einen Unterschied.
Ein Sommermärchen (20.06.23)
Mit ihrer Leichtigkeit
streichen die Stimmen
des Sommers
die Fassaden der Straße,
pflanzen ihre Stimmung
in dutzende Kübel
und verdrängen so
das Grau des Asphalts.
Die Musik aus der
offenen Kneipentür
legt sich, wie Girlanden,
um die Giebel der Häuser.
Ein weiterer Neubeginn
vergessener Prioritäten.
Und bis zum Herbst
legt sich der Sommer
über die Gesichter
des Alltags.
In den Parks
und an den Ufern
liegt das Leben,
hingetupft wie Blumen,
weit geöffnet
nach langem Schlaf.
Wie Bienen
schwirren die Gefühle
von Oase zu Oase,
bestäuben die Existenz
mit den Träumen
des Sommers
– Träume von Leichtigkeit,
Intimität und Erblühen.
Ich hefte meine Träume
an den Ballon des Sommers
auf das er sie hinfort nimmt
– sie ihr Spiegelbild finden.
Vorgezogener Sommer
(11.06.23)
Wie ein Schlussverkauf
für Sommerkleider
wandelt der Juni
durch die Straßen,
erzählt von der
Leichtigkeit der Gefühle,
setzt ihre Schönheit
in Szene.
Beschwingt rascheln sie
in leichten Schnittmustern
an mir vorbei.
Mein Lächeln badet
in ihrem Dopamin
und mein Herzorchester
erfährt ein Crescendo.
Vorgezogener Sommer 2
(11.06.23)
Angeregt durch den nährstoffreichen Boden
und die reichhaltigen Flüssigkeitsreserven
sprießen die Sitzundgenießblütler
vor den kulinarischen Tempeln.
Dazwischen picken sich Gutelaunefinken
die Goldkörnchen aus der Stimmung.
Wieder einmal ist das Opening geglückt
und das Leben – ganz einfach.
Zweifarbige Harmonie
(03.06.23)
Tag für Tag öffnen sich
die Blüten dem Leben,
betonen die Vielfalt
der Existenz.
Ein Fundament
zwei unterschiedliche Wege.
Zwei Persönlichkeiten vereint
und doch frei zu werden
– was sie sind.
der alte Schatten,
das Ende vor dem Anfang.
Blinde Aufopferung
im Ringen um Identität.
Ich fühle ihn tanzen, auf den
Serpentinen meines Gehirns.
Höre seine Schritte, auf der
Kellertreppe meiner Seele.
Spüre die Kälte, auf den
Schultern meines Herzens.
Auch wenn ich seinen Text
bis hier hin entschlüsselt habe,
so scheint ihm doch die Tinte
– nie auszugehen.
windstillen Momenten
schaue ich auf die
spiegelglatte Oberfläche,
voller Euphorie,
das Gesicht zu erkennen,
ihm einen Namen
geben zu können.
Doch bevor ich ihn
aussprechen kann,
die Suche zur Wahrheit wird,
wirft jemand einen Stein
und die aufziehenden Kreise
verzerren das Bild.
Und der Wind –
er nimmt wieder zu.
Selbsthilfe mit Romantik (29.05.23)
Die Zeit nimmt keine Rücksicht auf die,
die Zeit brauchen. Sonntagnacht und ich
zieh die Stunden Kaugummi zäh aus ihrer
60-Minuten-Schleife. Der wiederkehrende,
verzweifelte Versuch lebenserhaltender
Maßnahmen. Doch sie entgleitet mir, leer
und ungenutzt – unwiderruflich verloren.
Untergegangen in den regelmäßigen
Gruppensitzungen meiner Zeitfresser:
Dämonen, Kopfschleifen, Teufelskreise,
Gedankenketten und Kreisverkehr Analysen.
Nicht zu vergessen die Schauspieltruppe
„Seelenterror“, die wie jeden Tag, und in der
Abendvorstellung mit besonders viel Hingabe,
das Stück „Wir puzzeln uns ein Ich“ aufführt.
Sie zwingen mich mal wieder in ihre Vorführung.
Spulen ihre bekannten Dialoge ab, wieder und
immer wieder – aufreibend, Zeit tötend.
Niemand entkommt ihrem anhaltenden Gezänk.
Keine guten Aussichten für die Nacht. Kein
Grund schlafen zu gehen, außer der Vernunft
und ein müder Körper. Nur noch kurz die
verbrauchte Luft zusammen mit den ähnlich
gelagerten Wünschen in die Nacht entlassen.
Ich befreie die Balkontür von den Vorhängen,
da begrüßt mich auch schon mein alter Freund,
der ewige Berufsromantiker – Mond du alter
Schwerenöter; wir beide haben uns gefunden.
Sofort versucht er mich wieder zu verführen,
weiß genau, dass ich ihm nicht widerstehen
kann. Gießt sein sanft silbernes Licht über
meinen Balkon, so hell, dass ich die Farben
meiner Winterheide erkennen kann. Schon
zieht es mich hinaus zu ihm. Ich verschränke
die Arme, nur aus Frostgründen versteht sich
und nicke ihm einen vertrauten Gruß entgegen.
Ein klein wenig Angeber steckt schon in ihm,
so wie er da wieder mit seinem Aussehen
prahlt. Deutlich erkenne ich seinen Untermieter,
der so wie es scheint, auch nicht schlafen kann.
Dafür, dass keine Wolken ihren Auftritt stören,
sind die Sterne in dieser Nacht aber recht
schüchtern. Entweder sie trauen sich nicht
oder verblassen einfach in seiner dominant
narzisstischen Gegenwart? Kaum etwas regt sich.
Nur ein kleiner Hauch schleicht sich noch durch
die höchsten Blätter. Ein zart verspieltes Rascheln;
ein leises, rücksichtsvolles Flüstern. Stille auf der
benachbarten Bundesstraße.
Im Haus gegenüber wird in zwei Zimmern die
Schlaflosigkeit mit dem TV-Programm bekämpft.
Das typische kalte Licht flackert in die Nacht,
welches entsteht, wenn drinnen wie draußen
Dunkelheit herrscht. Unter mir das klassische
Sonntagnachtgemälde – Stillleben mit Auto.
Brav warten sie auf den kommenden Morgen,
wenn ihre Herrchen sie wieder ausführen.
Silbern glitzern und blitzen hier und da die
letzten Blätter. Er scheint mit ihnen zu spielen,
sie zärtlich zu liebkosen, bis sie für immer fallen.
Ja, mit Licht kann er schon umgehen. Weiß, wie
man unvergessliche, romantische Bilder malt.
Die tierischen Bewohner unserer Straße
scheinen allesamt schon zu schlafen. Oder
ist es schon zu kalt? Kein Leben ist in Baum
und Laub zu vernehmen. Wieder einmal
denke ich: so friedlich, so ruhig diese Welt.
Und schon kriegen sich auf dem benachbarten
See zwei Gänse in die Federn. Zu schnell mit
der sehnsuchtsvollen Romantik, du alter Träumer
– ich muss lachen. Doch schnell haben sich
die Gänse geeinigt. Der Disput war kurz und
tut der Stimmung keinen Abbruch.
Ich nicke noch einmal dankend in Richtung
Gesicht, denn die Kälte hat sich ihren Weg durch
meine Kleidung gebahnt – ein guter Grund fürs Bett.
Gedanken zur Resonanz (27.05.23)
Aufschwingen
in der Vereinigung,
bis die Moleküle ausbrechen,
die Körper zerreißen,
und sich in der Spitze
wieder neu verbinden,
zu mehr als den Teilen.
Dann im Rausch der Euphorie
die Lust Woge um Woge
auf den Saiten des Körpers
erneut beginnt zu spielen.
Unter der Hitze der Erwartungen (27.05.23)
hat sich der Kern verbogen,
zeigten die Fasern erste Risse.
Auf der Suche nach dem perfekten Kreis
ging die ursprüngliche Form verloren,
aufgelöst in der Anzahl der Versuche.
In dem Bestreben, die Dinge zu benennen,
geriet der wahre Name ins Vergessen.
Die Lebendigkeit ging verloren,
in dem Streben nach Kontrolle
und der Wahrung des Scheins.
Das neue ICH (20.05.23)
Das neue ICH, kernlos,
Treibsand für die Menschlichkeit.
Darwins Theorie triumphiert,
lässt die Empathie erfrieren.
Das Bild im Spiegel dominiert
die Wahrnehmung, verdrängt
den Blick auf die andere Seite.
Die Erde wird wärmer,
der Rest – kälter.
Inmitten der Kunst sitzend lausche ich
dem ausgehungerten Geklapper des Geschirrs,
einer kulinarisch entsprungenen Kakophonie.
Die lang ersehnte Wärme hat das Wachstum
von Tischen, Stühlen und Schirmen begünstigt.
Drüben tanzt die Sonne in den Gläsern und
zufriedenes Gemurmel weht herüber, setzt ein
in einen Kanon mit ausgelassenen Vogelstimmen.
Gelassen und Sturm erprobt schauen die Türme
auf die emsigen Ameisenstraßen der Zweibeiner,
verwundert darüber, wie einfach diese Spezies
doch zu befriedigen ist.
Die Dunkelheit fokussiert,
was der Tag ins Exil verdammt.
Sperrt aus, was nicht ins Herz gehört.
In der Nacht geboren,
überdauert die Schönheit
das gleißende Licht.
Behutsam werfen sie die ersten Töne
auf die Saiten meiner Emotionen.
Die Klänge bevölkern meine Glieder,
beginnen zu nisten.
Die Hingabe synchronisiert mein Herz
und nach nur ein paar Sekunden
übernimmt die akustische Poesie
die Kontrolle.
Überwältigt ergebe ich mich –
und das Kind ohne Namen
beginnt lächelnd zu weinen.
Voller Bewunderung (13.03.23)
Wieviel Blut
kann ein Blatt ertragen,
bis es unter dem Gewicht
der Feder zerreißt
und die Worte sich ergießen
in das Vergessen?
Ich bewundere das Papier –
für seine Kraft.
Auf der Leinwand
hinter dem Auge
folgt das Wort
keinem Gesetz
und die Projektion
ergibt sich dem Licht.
Aufs Papier geblutet,
formen die Worte
die ersten Konturen
einer neuen Suche.
Die Nacht zeichnet
die Gedanken der Straße
an die Decke und Wände.
Schatten lösen sich,
eröffnen die Einsamkeit.
Die Stille flüstert
nie gesehene Bilder.
Am Schreibtisch
fallen die Worte
ohne Sinn
in den Monitor.
Da spür ich dich.
Deine Lippen
schreiben deine Zuneigung
in meinen Nacken.
Deine Finger
erzählen meinem Haar
von deiner Güte.
Deine Nähe
ordnet das Chaos,
doch ich warte
auf die Berührung –
vergeblich.
In meinem Kopfflipper
jagen Gedankenkugeln
über die Spielfläche
meines Gehirns –
finden keine Löcher.
Nah, ganz nah,
meine Augen folgen
den zarten weichen Zügen
deines Halses hinab
zu dem Ort,
der deine Erregung verrät.
Behutsam berühren
meine Lippen
die pulsierende Stelle.
Umschließen sanft
des Lebens süßen Strom
und spüren
den zarten Flügelschlag.
Manchmal bin
ich worteleer.
Manchmal fehlt
der Worte Klang,
was Du mir wert.
So lass mich
durch der Lippen
süße Berührung
mich Dir offenbaren,
immer und
immer wieder.
Schwer geht sich
der Teppich aus Vergänglichkeit.
Unstet wandert der Blick
von Schicksal zu Schicksal,
verliert sich in den letzten Liebesgrüßen.
Mit ihnen fällt die Leichtigkeit.