„In Augenkontakt mit den Dingen sein, für die ich Wörter zu sammeln versuche.“
C. W. Aigner
Am Schreibtisch
fallen die Worte
ohne Sinn
in den Monitor.
Da spür ich dich.
Deine Lippen
schreiben deine Zuneigung
in meinen Nacken.
Deine Finger
erzählen meinem Haar
von deiner Güte.
Deine Nähe
ordnet das Chaos,
doch ich warte
auf die Berührung –
vergeblich.
Worte sind mein Refugium
(27.01.23)
Wenn ich Zuflucht brauche,
weil Erdenrund
scheint monochrom,
atme ich den Untergrund
eurer Gedanken,
schlägt das Herz
im Takt der Silben,
Treibe ich in der Weite
ihrer Bedeutung.
Bewahrer des Dopamins (27.01.23)
Sie fordern
ihren Preis –
Aufgabe,
sich aufgeben
für den Moment.
Dann springen sie
mit voller Wucht
in dein Gehirn,
hinterlassen Spuren
die berauschen.
Die Saat der Höflichkeit (i. m.) (22.01.23)
Die tägliche Begegnung
grüßt sich zum Gespräch.
Worte der Sympathie
bereisen die kleine Straße,
füllen die Luft.
Gipfeln in Schrebergartengesellschaft
und einem stillen Menuett
der Bauern und Herrschaften
samt Gefolge.
Die Ernte: klingende Gläser
voller Wertschätzung.
Sie fallen (22.01.23)
Der Regen wäscht mit stetem Strom
aus allem Sein die Lieder aus. Lässt
das Leben bluten, dringt tief ins Mark.
Doch – fest verankert die Gewissheit,
um die Schönheit des Erwachens,
wenn die feuchten Schleier fallen.
Sie finden ihren Weg, (22.01.23)
immer, hin zu dem Fenster.
Auf der anderen Seite
werfen sie ihren Ballast fort
und fliegen – frei.
Schmutztücher der
Zerbrechlichkeit.
Was, wenn der Weg
versperrt ist?
Im Rausch der Existenz
(19.01.23)
Fixieren,
was unerreichbar,
bis sich die Welt
zwischen den Spiegeln
zentriert.
Und sich ergeben,
dimensionslos,
dem Rausch
der Farben und Formen –
bis zur Stille.
Mit dir erwachen
in der Nacht
und sich vergessen
du in mir
ich in dir
wir in uns
um dann
von neuem zu erwachen
du in mir
ich in dir
wir in uns
Bewahrung des Dopamins V
(13.01.23)
I
Auf unsichtbarer Perlenschnur.
Eine weißgefiederte Girlande
zieht die Ufer entlang.
II
Die Kälte brennt sich in die Lunge,
Verletzlichkeit mit jedem Atemzug.
Klarheit innen wie außen.
III
Das Riesenrad wirft Blitzlichtgewitter
in die bunten Kirchenfenster.
Unter den Explosionen wölbt sich das Bleiglas.
IV
Kleine kristalline Nadelwälder,
mit Diamanten besetzt,
säumen den Uferweg.
Die Sonne verliebt in den Neuschnee.
V
Auf der Durchreise.
Die Seidenschwänze verzieren
die kahlen Obstbäume.
VI
Der Teich in der Umarmung des Winters.
Ein Schwanenpaar erkundet
bedächtig das eisige Gemälde.
VII
Hellblau liegt der Himmel auf dem Kanal.
Blondgefärbtes Schilf säumt das Ufer,
mit Strähnen aus Reihern und Schwänen.
VIII
Geisterhafte Statuen zieren die Poller.
Mit weiten Flügeln
trocknen die Kormorane ihre Kleider.
In meinem Kopfflipper
jagen Gedankenkugeln
über die Spielfläche
meines Gehirns –
finden keine Löcher.
Liegen wir beieinander muss ich es berühren,
ganz automatisch, dies Wunder dein Gesicht.
Mit sanften Fingern die zarten Linien spüren,
bis der Schlaf dich holt, ich lösch das Licht,
dann will ich dich noch lang erkunden,
bis die Müdigkeit aus meinen Augen spricht,
ich mich dann freue, dass in ein paar Stunden,
wenn die frühe Sonne auf dein Antlitz fällt,
du erwachst und ich mit Küssen kann bekunden
wie sehr deine Schönheit mir mein Sein erhellt.
die Essenz des Moments,
Wesen des Phänomens.
Nicht verlieren
ein Glied aus der Kette,
die zusammenhält,
was scheinbar
offensichtlich ist.
Verdichten oder verdichten?
Die späte Wintersonne
berührt behutsam
das stumpfe Himmelsglas,
malt eine pastellfarbene Welt.
Rosé getränkter Himmel
legt sich um das Gemüt,
wie ein weicher wärmender Schal.
Das Flüstern der Eiskristalle (22.12.22)
Winziges, zartes Glas
zerbricht auf meiner Jacke.
Das Flüstern der Eiskristalle.
Mit ihrem sanften Fall zerspringen
die restlichen Fragen der Nacht.
Mantra (22.12.22)
Die Architektur der Wohnung
zu begrenzt für meinen Kopf.
Es folgt
winterliches Dahintrotten.
Bewusste Schritte.
Der Schnee unter den Schuhen
beginnt zu sprechen.
Mein Mantra in die Stille.
Dezembertag (17.12.22)
Der stille Himmel malt Ufer auf das Wasser.
Ein Stück weiter bricht das erste Eis das Bild,
lässt das Gemälde zerspringen.
Auf seiner gemächlichen Fahrt
reinigt das frostige Mosaik
den Fluss von dem gefallenen Herbst,
schafft Platz für neue Impressionen.
Grüne Kirchturmzipfel leuchten fröhlich
vor dem unschuldigen Winterblau.
Hier und da berührt die Sonne die Stadt,
wirft Gold und Bernstein auf die Architektur.
Das Leben liebkost den Dezembertag.
Monat der glücklichen Reize (17.12.22)
Ein kleines Mädchen gleitet verzückt
die paar Meter Abhang hinab,
als wäre es die größte Abfahrt ihres Lebens.
Unten angekommen lässt sie zufrieden
Schneeflocken auf ihrer Zunge tanzen.
Am Stadttor vorbei haftet sich
gebrannte Vorweihnachtszeit in meine Nase.
Auf dem Museumsdach wacht
ein einzelner wunderschöner Weihnachtsbaum
einsam und unbeachtet über den Hafen.
Der Weihnachtsgeschichten erzählende Baum
wechselt in meiner Gegenwart die Farbe,
warm spüre ich sein Rot auf meinen Wangen.
Große Schneeflocken legen sich schwer auf die Straßen,
mit ihnen fallen die Geräusche der Stadt.
Unverhüllt
Vor mir glühen die Fragmente meiner Stimmen,
führen meine Augen hin zu der Quelle.
Der Horizont steht in Flammen.
Geschmolzenes Eisen pulsiert
durch nackte Schönheit.
Schwarz und klar erheben sich vor der Glut
charaktervolle, stolze Züge,
zeigen unverhüllt ihr wahres Ich.
Im Weltenwandel still gewachsen.
Und doch, bei allem Schweigen und Ertragen
so friedlich schön ihr Innerstes.
Begleitet durch die Anmut eines Schwans
ziehen Wolken mit ihrem Spiegelbild,
unterstreichen die stumme Sinfonie.
Hier befreit von Tand und Schnörkeln,
weit entfernt von Hast und Streben
nimmt er hinfort einen jeden Reiz.
Zerrt sie in die heilende Tiefe,
bis nichts mehr bleibt als stille Ufer,
die allein der Atem füllt.
Steilküstengalerie
Das Thema der heutigen Ausstellung:
„Gebeine der Natur“.
Verborgene Züge freigelegt
durch die begabten Hände von Sonne,
Wind und Meer.
Perfekt in Szene gesetzt
auf dem schmalen Streifen Sand,
betont durch Stein und Fels.
Hinter jeder Biegung neues Staunen.
Filigrane Kunstwerke zieren die Welt.
Pudergezuckerte Zerbrechlichkeit vor blauem Grund.
Inmitten dieser kristallinen Welt setzt sich
ein Gimpel mit seiner leuchtend roten Brust in Szene,
wird zum Aktionskünstler.
Erweckt die frostigen Kunstwerke,
da wo er sich niederlässt.
Schlosspark. Zwei Kirschen, die beieinanderstehen,
wecken mein Interesse. Ich betrete einen Kreis aus
Zweigen, die sich in weitem Bogen zur Erde neigen,
sich biegen, unter dem Gewicht saftig großer Blüten,
die alles dominieren, so dicht auf den Zweigen sitzen,
dass kein Licht, kein Blau die Krone durchdringt,
sondern alles wirkt, als sei es in zartes Rosa gehüllt.
Unter diesem verträumten Dach formt sich ein Bild.
Zwei kleine Stühle aus Metall, verschnörkelt, filigran.
Dazu passend ein runder Tisch und alles ganz in Weiß.
Auf dem Tisch verstreut liegen Blätter, gefüllt mit Zeilen,
dazwischen zwei Tassen und ein Schälchen mit Gebäck.
Die Mitte des Tisches ziert eine schlanke, gläserne Vase,
in der stolz und anmutig eine einzelne weiße Rose ruht.
Gerade will ich mich setzen, da verschwimmt das Bild.
Löst sich auf im satten Rosa des Kirschblütenhimmels.