ohne sehnen
gesehnt
winterlang
bist du nicht gekommen
haben wir uns verpasst?
kann nicht länger warten
mein garten verdorrt
genau dort
nicht auf wolke sieben
werde ich mich jetzt
neu verlieben
in die eine
gegenwart
ohne warten
ohne sehnen
neujahrswindkind
das kind
rennt zur schaukel
gleich kann es fliegen
kreischen wie die möven
die über ihm segeln
die bäume
wiegen sich sanft
im stillen windgesang
wie sie es schon
immer getan
die sonne
macht sich auf
gleich unterzugehen
zum ersten mal
im neuen jahr -
was kümmert es sie
sie kreist in eigener zeit
unsichtbare lüfte tragen
ihre wunder weit -
zu uns
ich atme
die wunder
das kreischen
das wiegen
den gesang
so werde ich zum
neujahrswindkind
phönix ist
wenn der phönix
in seiner asche erwacht
hat er kein stolzes gefieder
kann sich kaum entsinnen
dass er ein vogel war -
ist
allein
durch seinen mut
will er sich erheben
denn er liebt das leben
und die liebe lässt sein herz beben
so, nur so, kann er wieder
gen himmel streben -
sich neue flügel
wachsen zu lassen
fluggefährten
als ich
zum stoßlüften
das fenster öffne
in meiner guten stube
hochparterre, störe ich einen
schwarzgefiederten vogel gegenüber
beim aufpicken seiner mülltonnenmahlzeit
er beäugt mich krächzend, argwöhnisch. ha!
denkt wohl, ich könne fliegen, ihm
gar sein essen streitig machen
die aufgepickte mülltüte, die
aus der weihnachtstageüberfüllten
tonne ragt, knistert nun flatternd im wind
vielleicht meint auch sie
fliegen zu können?
wir drei wären doch
seltsame fluggefährten:
krähe, mülltüte, poetin!
Ein neuer, gar nicht so neuer lyrischer Shortie von mir. Dies war mein allererstes kleines "Gedichtvideo" - ich habe es vor zwei Jahren gemacht, als ich gerade versuchte, mir selbst das Produzieren von Videos beizubringen ...
zwischen den jahren
schneestill im
blauestundenleuchten
sanft durchatmen
vertrauensvoll
innehalten
ohne je zu wissen wie
frühlingskräftewunder
wachsen lassen
neue lieder erträumen
dein herz dem segen
zuwenden, weitoffen
im werdenden lächeln
entstehen neue wege
für dich
als in dieser zeit
als in dieser zeit
nach abermillionen jahren
der göttlich genannte weltenklang jäh
abbrach, war es also still in der
kirre lauten, brennenden welt?
die krone der schöpfung hatte schlicht
das staunen verlernt. ohne demut wütete
homo sapiens blind marodierend durch
der großen mutter erde leib. ihre seele
zertrat er mit kaltem kriegsgerät
stumpf stimmten die massen ein
in den marschierenden untergangschor
generation Z bäumte sich noch einmal auf
ein rest feierte, was er kriegen konnte
jetzt, da es doch für alles zu spät
einige, mit rosa brillen, tanzten weiter
um sich selbst herum - mit positivdenken
und mülltrennen würde es schon werden
die zyniker triumphierten nun vereint
mit gierenden egoisten, pessimisten,
zerstörern, hasserfüllten eliteetagen
es gab nun, wahrlich, kaum hoffnung
die welt stand still im verstummten
wunderlichterweltenklang -
der ja doch ewiglich weitersang
baraye ... weil
(Freie Übersetzung nach dem Lied "Baraye" von Shervin Hadjipur)
weil wir frei sein wollen, in den straßen zu tanzen
weil wir angst haben, wenn wir uns küssen
wegen meiner schwester, deiner schwester, allen schwestern
weil wir diese dummen denkmauern endlich niederreißen müssen
weil wir zusammenbrechen aus scham über unsere leeren taschen
weil ein einfaches leben alles ist, wonach wir uns sehnen
wegen der kinder, die auf müllhalden leben, die nicht wissen, was träume sind
wegen der korrupten wirtschaft
weil abgaswolken die luft, die wir atmen, verschmutzen
wegen der alleen, in denen die bäume verdorren
wegen des letzten berglöwens, den wir pirooz nennen - sieger
wegen der harmlosen haushunde, die eingeschläfert werden
wegen der endlosen tränen, die wir weinen
weil wir uns danach sehnen, mit unseren liebsten auf dem sofa sitzen zu können
für den tag, an dem wir alle in lachende gesichter schauen können
wegen der studenten und ihrer zukunft
wegen dieses aufgezwungenen paradieses, das sie uns versprechen
weil unsere hellsten sterne eingesperrt sind
wegen der geflohenen afghanischen kinder
weil all diese "weils" nie enden
wegen der hohlen slogans, die sie uns aufzwingen
wegen der schlecht gebauten häuser, die über uns einstürzen
weil sich unsere seelen nach frieden sehnen
weil wir auf die sonne warten nach einer endlosen nacht
wegen all der pillen gegen angst und schlaflosigkeit
für das mädchen, das sich wünschte, als junge geboren zu sein
für frauen! leben! freiheit!
zan! zendegi! azadi!
In der Hoffnung auf Frieden und Freiheit für alle Menschen auf dieser Erde habe ich mich an diese freie Übersetzung gewagt - über fünf Hilfsbrücken, da ich kein Farsi spreche ... Die einzelnen Zeilen des Liedtextes hat der Musiker aus Posts von Iranern zusammengestellt - sie beschreiben, warum sie jetzt auf die Straße gehen.
gedankentanz, dichter
im spannungsfeld
von wilder freiheit,
essentieller form
dem gänseblum
ein königreich
verschreiben
rätsel fischen, über
ihren schuppenglanz
reime staunen
wunden endlich
mit wunderworten
wohl versorgen
augenblicken schenken
was ihnen gebührt :
dein reiches leben
alchemisch tief graben
kopfflügel weiten, so
wagemutig fliegen
im eigenrhythmus der
erlauschten herzklänge
aus der alltagsenge
welten erträumen
ein gedicht lang
wahrhaftig frei
bisher nur postkarten
willst du gut leben
lerne früh auch das sterben
am ende des tages gib dich
dem dunklen schlaf ganz hin
nach einem einatmen
lasse die luft bewusst los
das rauschende fest -
höre die stille danach
erkenne sattheit -
wenn es eben genug ist
das schönste lied
hat sieben strophen
geh in winters kälte
buchstabiere sie, deutlich
halte auch mal inne
widerstehe dem gieren
tanze wagemutig tango
mit deiner angst ...
wer das kleine sterben
wirklich wahrlich erlebt
vermag es am ende wohl
furchloser den fremden tod
der bisher nur postkarten schickte
willkommen zu heißen?
doch nun sah er
durch seine brille
sah er nicht
die abgründe
hörte kaum das
surrende rumoren
sein film war
mit happy end
wenn er innehielt
konnte er ahnen -
nicht alles hier
war rund und bunt
als er dann aus
allen wolken fiel
war es ja noch
das gleiche bild
doch nun sah er:
es war kalt
noch nicht genug
ich kann, immer noch
wunder bestaunen
wie ein kind haltlos
im jetzt tanzen
mich unbändig freuen
über den vollen mond
das firmament grenzenlos
mit rätseln bemalen
schmunzeln - gar nicht
weil, sondern trotz
das kleine gänseblümchen
von herzen lieben
mit aufrichtigem dank
schwere tage verabschieden
am morgen wahrlich
neu erwachen
sternenlichtwege gehen
unwissend gegenwärtig
sein
wagemutig vergeben
mein hasenherz aufmachen
immer wieder aufs neue
an das gute glauben
der sonne zuzwinkern
das grau verzaubern
singen, oh ja, singen
neue kräfte erringen
lassen -
doch auch halten
das verzagen umarmen
neugierde entfachen
wahrlich, ich hab
noch nicht genug
drei große zeichen
das haus gegenüber
ist frisch renoviert -
akribisch, mattgrau
wurde das mittelalterliche
gemäuer neu gemalert
ein hausmeister
im gebügelten blaumann
sorgt immer für ordnung
ich seh ihn täglich fegen
mit ernstseriöser miene
in sieben jahren
hat er nicht ein mal
meinen inzwischen
verstummten gruß
erwiedert
eben lief da ein mädchen
blaue farbe in der hand -
im vorübergehen malte sie
drei große zeichen auf
die gesäuberte wand
ein leises schmunzeln
konnte ... wollte ich
mir nicht verkneifen
mama ellas
küchenschwelle
gegen mitternacht
löffle ich warmes
reineclaudenmus
aus dem kochtopf
auf einmal ist mir
mama ganz nah - nicht
die sie am schier
endlosen ende war
wenn mama früher
früchte einmachte
pfiff sie tonlos
froh vor sich hin in
aromareich reifem
spätsommerduft
ein salztropfen
fällt jetzt in
mein süßes mus -
in meine helle
gelbleuchtende
erinnerung ...
ich stehe wieder
freudig wippend
auf mama ellas
küchenschwelle
ich schau
mit mildem
herz auf dich
aus der ferne
die ich brauche
zum - immer noch
kindwundenlecken -
ein wesentlich teil
von mir hängt fest
trostlos vernarbt
in vergangnen
ecken
nun werde ich
schon grau, suche
endlich in mir die
frau, auf die ich
schauen kann mit
meinem wundermilden
schmerzmüden herz
aus der nähe die
ich brauche um
endlich ich
zu werden -
zu sein
deine schönheit
gegen jedwede vernunft
bildet sich, segensreich
mitten im tosenden lärm
ganz leise neues sein
es ist wahrlich dein
geschenk des himmels
aus all dem dir zerrissenen
fügt sich nun ein neuer
mosaikhautmantel
deine schönheit leuchtet
an seinen bruchkanten
wahrhaftig tief auf
alt werden
seelenfalten
lieben lernen
poesie leben :
nicht müde werden
schmunzelnd
manchen traum
frischgewaschen
zusammengelegt
im lavendelschrank
aufbewahren - für
die guten tage
also jetzt
scherbensteg
gehst du nur mutig voran
entsteht aus dem nebelnichts
das blind vor dir aufklafft
ein schmaler scherbensteg
ein weg - genau so breit
wie dein einsamer fuß
wenn du jetzt aber tanzt
ohne dich zu fürchten
werden die tiefen wolken
dich tragen - weit
in fremd lichte wunder-
länder, die endlich dir
heimat sein können
gehtst du nur mutig voran
mosaikbrücken
wir sitzen fest
im scherbenhaufen
keinen schritt
kann man - so
weiterlaufen
lass uns zusammen
wieder aufstehen
gemeinsam werden
wir wohl neue
wege sehen
aus all den
zerbrochenen
stücken bauen
wir miteinander
mosaikbrücken
ich glaube
hand in hand
wird es uns
glücken
klick
als die feuerwehrautorote
nähmaschine, baujahr 1994
zu mir zog - vorgestern -
fehlten ihr zwei teile
während ich im weltnetz
danach wühlte, wieder mal
ein aufgeregtes flatterhuhn
in unbekanntem fremdland
stellte ich seltsames fest:
meine flohmarktfundmaschine
hat wohl magische kräfte
sie war das fehlende teil
in meiner lückengeschichte
sie machte plötzlich klick
auf einmal fügt sich nun
was zu lang in haltloser
luft hing - zusammen
am nachtfirmament, sein
schalter endlich wieder
auf on, blinkte eben
für einen moment
ein wort auf
zuhause
zum werdenden licht
im nussschalenboot
allein, in seenot
das schwarze firmament
zeigt einen stern
undenkbar fern
doch er leuchtet dir den weg -
ein vager hoffnungssteg
du besingst nun leise
die raue nachtmeerreise
blind, bang
unendlich lang
verzagst du nicht
bis zum werdenden licht
das man neuen tag nennt
sieben wunder
ich will wieder
an sieben wunder
glauben lass mir die
zuversicht nicht mehr
rauben klettere endlich
aus diesem schweigenden
elfenbeinturm über alle
kalten schutzmauern, die
keinen einzigen schmerz
verhindern, zurück
ins leben
verwegen
ein pfeifender
nachtspazierer
zieht mich aus
meinem kopfkino
an das gekippte
küchenfenster –
ich staune, dort
duftet die luft
schon nach
frühling
im vorübergehen
schenkt mir dieser
schlenderer noch
nonchalant die
entdeckung des
sternenhimmels
als ich, anders
an meinen
flachhorizont
zurückkehre
klicke ich
verwegen den
ausschaltknopf
grenzenrand
jäh an eine grenze gelangt – sie stieß an ihren inneren
rand. da verließ sie der mut. keinen schritt weiter, sie
konnte nicht mehr. dieses stumpfe dröhnen in ihren
tauben ohren, zu lange unerhört. so harrte sie im regen
hielt sich fest am schirm und fragte stumm was nun?
da streifte sie ein strotz mit weit ausgestrecktem arm,
brummte im vorübergehen sanft nur mut. seine augen
schauten nicht tief in sie hinein, es war, als sähe er weit
hinaus. seinem blick folgend, überwand sie den grenzen-
rand und konnte nun doch einen schritt weitergehen.
Eine Liebeserklärung an die Kunst und ihre Schöpfer*innen. Dieses Video habe ich mit viel Freude für die Culture Codes produziert - eine Art Straßen-Ausstellung des Bürgerhauses Barmbek in Hamburg: was wären wir wohl, wir menschen, ohne kunst?
ein unerkannter engel
zwischen stressknoten
www-irrsinn, alltagsgrau
konnten herz und kopf
keine freie leitung finden
der tag, wonniglich mai
duftend, sonnenschön
hing an mir wie blei
ging sinnenlos vorbei
ich zwang mich dann
wenigstens ein wenig
nach draußen zu gehen
um tageslicht zu sehen
landete irgendwie - wie nur?
am schönsten ort der stadt
hatte ihn schon vergessen
meinen liebsten kirschbaum
er stand gerade jetzt
in vollem blütentraum
auf der bank darunter -
eine uralte mit rollator
freute sich still an der
frühlingspracht
ich sah sie und doch nicht
zu dunkel mein innenlicht
wollte gerade weiterhetzen
da warf sich wohl ein unerkannter
engel zwischen mich und die zeit
er baute mir eine zarte brücke -
die weise lächelnde weißhaarige
erhob sich nun wie eine schnecke
u n d k a m i m t a i - c h i - t e m p o a u f m i c h z u . . .
als sie schließlich
neben mir stand
nickte sie sanft
als wären wir freunde
schon ewig bekannt
nun endlich konnte ich zurück-
kehren ins licht der gegenwart
sah der hinkenden nach, bis sie
hinter dem tor verschwand und
fand mich - in neuem gewand
das hellste dunkel, ohne namen
für p e n g !
dieser unendliche punkt
an dem kosmen sich begegnen –
hier brauchen sie keine namen
der eine augenblick
ohne zeit uns geschenkt
kennt kein ende, keinen beginn
das dunkle das
am hellsten leuchtet
im weltenwunder –
alle unsichtbaren sphären
währen in meinen
herzaugen
und verglühen
und
.
mondflügel
heutabend schien der mond halb, matt
beschnitten vom fernen schattenmacher
fast umhüllt, im wolkengespinstkokon
als wolle er sich verpuppen, winterlang.
zur genüge im erdenkraftkreis gedreht
vielmilliarden jahre im universumsgefüge
fern von sonnenarmen, sterngesellen -
will er sich wohl flügel wachsen lassen
und nächstes jahr im mai, kugelrund
im freien flug galaxien bereisen?
Ilu aus meinem Buch "Zufallsengel", Vier Türme Verlag
am grund
vom stillen gesang des lichts
ein großes staunen erhebt den blick
heilig verbundene wege ins nichts
künden vom sanften, freundlichen ja
ja, heimgekehrt ins menschental
vom herz, das endlich wieder sah
flügelspannenweit von qual zu qual -
am grund kehrt das hoffen zurück
Ilu aus meinem Buch "Zufallsengel", Vier Türme Verlag
auch an wintertagen, dunkelkalten
als ich dir sage, dass ich dich liebe
konterst du, liebe wäre zu allgemein
wenn ich also bei dir bliebe
müsse mein ziel klar sein
ich soll sagen, was ich will, erwarte
genau definieren, was du mir seist
ha! so vergeht doch alles zarte -
ich vergess kurz, wie du heißt
dieses bei uns sein, das so warm singt
so wortlos reich, frei, licht, bejahend
ohne zu fragen, was es denn bringt
lachend, tief, nährend, nahend
nicht definieren, lieber vertrauen
wagen, zaubern, gegenwärtig sein
vielleicht auch - ein zuhause bauen
aus erdenholz und fliessgestein
ich liebe, dass wir verschieden sind
uns immer auch wachsen lassen
unbändig, lauter und auch mal kind
wandern auf abwegigen straßen
wenn ich sage, dass ich dich liebe
will ich dich nicht engen oder halten
ich will dir sagen, dass ich bliebe
auch an wintertagen, dunkelkalten
Ilu aus meinem Buch "Zufallsengel", Vier Türme Verlag
Diesen Shortie habe ich für Freunde gemacht. Ein Reimchen mit Augenzwinkern - für dunkle Tage.
sein tag liess sich leicht berechnen
schenkte ihm jemand ein lÄcheln
so war alles gut, er kam zurecht
doch schaute nur einer kurz bÖse
ging es ihm hundsgemein schlecht
bis ein neues lÄcheln ihn erlÖste.