die teetasse,
fröhlich bunt
wie oft schon
den morgenkaffee
aus ihr getrunken
vorm´ bildschirm
müde, blind ...
schrubbte eben
kinderkaugummi
von ihrem rand
hörte noch
das giggeln des
kleinen besuchers
da sah ich neu
diese teetasse,
fröhlich bunt
resilienzkonto
eselsohren, in weise seiten geknickt
kompositionen, die fliegen lehren
frühlingsblumen, amselgesang
abendhimmelsleuchten
gütig lächelnde augen
herzbegegnungen -
absichtslose einzahlungen
auf dein resilienzkonto
Ilu aus meinem Buch "Zufallsengel", Vier Türme Verlag
dieser grünsteifen
an dem sie achtlos
vorbeifuhr - durch
sorgenwolkendunst
war für die kinder
die da spielten wohl
kindheitsparadies
ausatmen
als er
tiefdunkel
verstummte
saß neben ihm
still schweigend
die poesie - sie sah
ihn an, hellsanft
dann konnte er
ausatmen
schattentauben
im schaufenster
die spiegelung
eines kindes
es rennt -
ich sehe nicht
wohin
da fliegen
an der hauswand
schattentauben auf
Ilustration aus meinem Buch "Zufallsengel", Vier Türme Verlag
und : tanzen
es blieben nunmehr
folgende aufgaben
frieden eratmen
alle zerbrochenen teile
warm umarmend
das geschlagene herz
durchlässig sein lassen
für fast erblindetes
leuchten
den silbernen
gefallenen faden
selbst hochhalten
unsichtbare wege
weiter gehen
fast alles
lassen
dennoch
hoffen
und : tanzen
habicht
die furcht
hab ich dicht
im tal gelassen
umzingelt von
unverdauten
kellerkreaturen
sie alle starren
mich stumm an -
winterweiß
steigend neu
vertrauen
bauen, blind
fäden allein
aus herzkraft
spinnend
trotz allem
das zu viel
zum opfer fiel
ich nicht
ich schrei
sei sei sei!
winterschweigend
winterschweigend neigen
ohne himmelsgeigen
gerissene fäden spinnen
ganz von sinnen
tief innen
eigen
ohne sehnen
gesehnt
winterlang
bist du nicht gekommen
haben wir uns verpasst?
kann nicht länger warten
mein garten verdorrt
genau dort
nicht auf wolke sieben
werde ich mich jetzt
neu verlieben
in die eine
gegenwart
ohne warten
ohne sehnen
neujahrswindkind
das kind
rennt zur schaukel
gleich kann es fliegen
kreischen wie die möven
die über ihm segeln
die bäume
wiegen sich sanft
im stillen windgesang
wie sie es schon
immer getan
die sonne
macht sich auf
gleich unterzugehen
zum ersten mal
im neuen jahr -
was kümmert es sie
sie kreist in eigener zeit
unsichtbare lüfte tragen
ihre wunder weit -
zu uns
ich atme
die wunder
das kreischen
das wiegen
den gesang
so werde ich zum
neujahrswindkind
phönix ist
wenn der phönix
in seiner asche erwacht
hat er kein stolzes gefieder
kann sich kaum entsinnen
dass er ein vogel war -
ist
allein
durch seinen mut
will er sich erheben
denn er liebt das leben
und die liebe lässt sein herz beben
so, nur so, kann er wieder
gen himmel streben -
sich neue flügel
wachsen zu lassen
fluggefährten
als ich
zum stoßlüften
das fenster öffne
in meiner guten stube
hochparterre, störe ich einen
schwarzgefiederten vogel gegenüber
beim aufpicken seiner mülltonnenmahlzeit
er beäugt mich krächzend, argwöhnisch. ha!
denkt wohl, ich könne fliegen, ihm
gar sein essen streitig machen
die aufgepickte mülltüte, die
aus der weihnachtstageüberfüllten
tonne ragt, knistert nun flatternd im wind
vielleicht meint auch sie
fliegen zu können?
wir drei wären doch
seltsame fluggefährten:
krähe, mülltüte, poetin!
Ein neuer, gar nicht so neuer lyrischer Shortie von mir. Dies war mein allererstes kleines "Gedichtvideo" - ich habe es vor zwei Jahren gemacht, als ich gerade versuchte, mir selbst das Produzieren von Videos beizubringen ...
zwischen den jahren
schneestill im
blauestundenleuchten
sanft durchatmen
vertrauensvoll
innehalten
ohne je zu wissen wie
frühlingskräftewunder
wachsen lassen
neue lieder erträumen
dein herz dem segen
zuwenden, weitoffen
im werdenden lächeln
entstehen neue wege
für dich
baraye ... weil
(Freie Übersetzung nach dem Lied "Baraye" von Shervin Hadjipur - In der Hoffnung auf Frieden und Freiheit für alle Menschen auf dieser Erde habe ich mich an diese freie Übersetzung gewagt - über fünf Hilfsbrücken, da ich
kein Farsi spreche ... Die einzelnen Zeilen des Liedtextes hat der Musiker aus Posts von Iranern zusammengestellt - sie beschreiben, warum sie jetzt auf die Straße gehen.)
weil wir frei sein wollen, in den straßen zu tanzen
weil wir angst haben, wenn wir uns küssen
wegen meiner schwester, deiner schwester, allen schwestern
weil wir diese dummen denkmauern endlich niederreißen müssen
weil wir zusammenbrechen aus scham über unsere leeren taschen
weil ein einfaches leben alles ist, wonach wir uns sehnen
wegen der kinder, die auf müllhalden leben, die nicht wissen, was träume sind
wegen der korrupten wirtschaft
weil abgaswolken die luft, die wir atmen, verschmutzen
wegen der alleen, in denen die bäume verdorren
wegen des letzten berglöwens, den wir pirooz nennen - sieger
wegen der harmlosen haushunde, die eingeschläfert werden
wegen der endlosen tränen, die wir weinen
weil wir uns danach sehnen, mit unseren liebsten auf dem sofa sitzen zu können
für den tag, an dem wir alle in lachende gesichter schauen können
wegen der studenten und ihrer zukunft
wegen dieses aufgezwungenen paradieses, das sie uns versprechen
weil unsere hellsten sterne eingesperrt sind
wegen der geflohenen afghanischen kinder
weil all diese "weils" nie enden
wegen der hohlen slogans, die sie uns aufzwingen
wegen der schlecht gebauten häuser, die über uns einstürzen
weil sich unsere seelen nach frieden sehnen
weil wir auf die sonne warten nach einer endlosen nacht
wegen all der pillen gegen angst und schlaflosigkeit
für das mädchen, das sich wünschte, als junge geboren zu sein
für frauen! leben! freiheit!
zan! zendegi! azadi!
gedankentanz, dichter
im spannungsfeld
von wilder freiheit,
essentieller form
dem gänseblum
ein königreich
verschreiben
rätsel fischen, über
ihren schuppenglanz
reime staunen
wunden endlich
mit wunderworten
wohl versorgen
augenblicken schenken
was ihnen gebührt :
dein reiches leben
alchemisch tief graben
kopfflügel weiten, so
wagemutig fliegen
im eigenrhythmus der
erlauschten herzklänge
aus der alltagsenge
welten erträumen
ein gedicht lang
wahrhaftig frei
bisher nur postkarten
willst du gut leben
lerne früh auch das sterben
am ende des tages gib dich
dem dunklen schlaf ganz hin
nach einem einatmen
lasse die luft bewusst los
das rauschende fest -
höre die stille danach
erkenne sattheit -
wenn es eben genug ist
das schönste lied
hat sieben strophen
geh in winters kälte
buchstabiere sie, deutlich
halte auch mal inne
widerstehe dem gieren
tanze wagemutig tango
mit deiner angst ...
wer das kleine sterben
wirklich wahrlich erlebt
vermag es am ende wohl
furchloser den fremden tod
der bisher nur postkarten schickte
willkommen zu heißen?
noch nicht genug
ich kann, immer noch
wunder bestaunen
wie ein kind haltlos
im jetzt tanzen
mich unbändig freuen
über den vollen mond
das firmament grenzenlos
mit rätseln bemalen
schmunzeln - gar nicht
weil, sondern trotz
das kleine gänseblümchen
von herzen lieben
mit aufrichtigem dank
schwere tage verabschieden
am morgen wahrlich
neu erwachen
sternenlichtwege gehen
unwissend gegenwärtig
sein
wagemutig vergeben
mein hasenherz aufmachen
immer wieder aufs neue
an das gute glauben
der sonne zuzwinkern
das grau verzaubern
singen, oh ja, singen
neue kräfte erringen
lassen -
doch auch halten
das verzagen umarmen
neugierde entfachen
wahrlich, ich hab
noch nicht genug
drei große zeichen
das haus gegenüber
ist frisch renoviert -
akribisch, mattgrau
wurde das mittelalterliche
gemäuer neu gemalert
ein hausmeister
im gebügelten blaumann
sorgt immer für ordnung
ich seh ihn täglich fegen
mit ernstseriöser miene
in sieben jahren
hat er nicht ein mal
meinen inzwischen
verstummten gruß
erwiedert
eben lief da ein mädchen
blaue farbe in der hand -
im vorübergehen malte sie
drei große zeichen auf
die gesäuberte wand
ein leises schmunzeln
konnte ... wollte ich
mir nicht verkneifen
mama ellas
küchenschwelle
gegen mitternacht
löffle ich warmes
reineclaudenmus
aus dem kochtopf
auf einmal ist mir
mama ganz nah - nicht
die sie am schier
endlosen ende war
wenn mama früher
früchte einmachte
pfiff sie tonlos
froh vor sich hin in
aromareich reifem
spätsommerduft
ein salztropfen
fällt jetzt in
mein süßes mus -
in meine helle
gelbleuchtende
erinnerung ...
ich stehe wieder
freudig wippend
auf mama ellas
küchenschwelle
deine schönheit
gegen jedwede vernunft
bildet sich, segensreich
mitten im tosenden lärm
ganz leise neues sein
es ist wahrlich dein
geschenk des himmels
aus all dem dir zerrissenen
fügt sich nun ein neuer
mosaikhautmantel
deine schönheit leuchtet
an seinen bruchkanten
wahrhaftig tief auf
alt werden
seelenfalten
lieben lernen
poesie leben :
nicht müde werden
schmunzelnd
manchen traum
frischgewaschen
zusammengelegt
im lavendelschrank
aufbewahren - für
die guten tage
also jetzt
scherbensteg
gehst du nur mutig voran
entsteht aus dem nebelnichts
das blind vor dir aufklafft
ein schmaler scherbensteg
ein weg - genau so breit
wie dein einsamer fuß
wenn du jetzt aber tanzt
ohne dich zu fürchten
werden die tiefen wolken
dich tragen - weit
in fremd lichte wunder-
länder, die endlich dir
heimat sein können
gehtst du nur mutig voran
mosaikbrücken
wir sitzen fest
im scherbenhaufen
keinen schritt
kann man - so
weiterlaufen
lass uns zusammen
wieder aufstehen
gemeinsam werden
wir wohl neue
wege sehen
aus all den
zerbrochenen
stücken bauen
wir miteinander
mosaikbrücken
ich glaube
hand in hand
wird es uns
glücken
klick
als die feuerwehrautorote
nähmaschine, baujahr 1994
zu mir zog - vorgestern -
fehlten ihr zwei teile
während ich im weltnetz
danach wühlte, wieder mal
ein aufgeregtes flatterhuhn
in unbekanntem fremdland
stellte ich seltsames fest:
meine flohmarktfundmaschine
hat wohl magische kräfte
sie war das fehlende teil
in meiner lückengeschichte
sie machte plötzlich klick
auf einmal fügt sich nun
was zu lang in haltloser
luft hing - zusammen
am nachtfirmament, sein
schalter endlich wieder
auf on, blinkte eben
für einen moment
ein wort auf
zuhause
sieben wunder
ich will wieder
an sieben wunder
glauben lass mir die
zuversicht nicht mehr
rauben klettere endlich
aus diesem schweigenden
elfenbeinturm über alle
kalten schutzmauern, die
keinen einzigen schmerz
verhindern, zurück
ins leben
verwegen
ein pfeifender
nachtspazierer
zieht mich aus
meinem kopfkino
an das gekippte
küchenfenster –
ich staune, dort
duftet die luft
schon nach
frühling
im vorübergehen
schenkt mir dieser
schlenderer noch
nonchalant die
entdeckung des
sternenhimmels
als ich, anders
an meinen
flachhorizont
zurückkehre
klicke ich
verwegen den
ausschaltknopf
mondflügel
heutabend schien der mond halb, matt
beschnitten vom fernen schattenmacher
fast umhüllt, im wolkengespinstkokon
als wolle er sich verpuppen, winterlang.
zur genüge im erdenkraftkreis gedreht
vielmilliarden jahre im universumsgefüge
fern von sonnenarmen, sterngesellen -
will er sich wohl flügel wachsen lassen
und nächstes jahr im mai, kugelrund
im freien flug galaxien bereisen?
Ilu aus meinem Buch "Zufallsengel", Vier Türme Verlag
am grund
vom stillen gesang des lichts
ein großes staunen erhebt den blick
heilig verbundene wege ins nichts
künden vom sanften, freundlichen ja
ja, heimgekehrt ins menschental
vom herz, das endlich wieder sah
flügelspannenweit von qual zu qual -
am grund kehrt das hoffen zurück
Diesen Shortie habe ich für Freunde gemacht. Ein Reimchen mit Augenzwinkern - für dunkle Tage.